Der 11. Brief – Von Kambodscha nach Laos

Laos, 16. Mai 2003

Hallo,

Kambodscha, da gibt es Angkor Wat, Landminen und schlechte Straßen, vor allem die Brücken habe ich fürchten gelernt.

Angkor Wat, die berühmte Tempelstadt (sorgt übrigens in Lara Croft für die Kulisse) war trotz der 40 USD Eintritt für drei Tage ein Highlight. Ich hätte da auch noch mehr Zeit verbringen können. Den dritten Tag hatte ich fürs Filmen und für Schwarz-Weiß-Fotos reserviert, und dann REGNET es. Es regnet sonst nie, ist ja heiße Jahreszeit und nicht Regenzeit. Regen ist sonst immer willkommen, aber doch nicht auf meinen Fotos. Na ja.

Auf dem Tonle Sap See habe ich ein Boot gechartert und habe mich in einem schwimmenden Dorf rumfahren lassen. Dort wohnen die Leute in Hausbooten, das Dorf verlegen sie je nach Wasserstand. Dort gibt es Tankstellen, Läden, eine Schule, eine Kirche, einen Tempel und viele Verkäufer, die mit ihrer Ware von Haus zu Haus bzw. von Boot zu Boot paddeln.

Der Norden Kambodschas war dann motorradtechnisch gesehen eher abenteuerlich. Ein Stück wollte ich eine Nebenstraße am Mekong entlang fahren, die mir auch von anderen empfohlen wurde. Nur habe ich mich irgendwie verfahren und bin so stundenlang über Fußpfade durch Felder gefahren und bin in Dörfern ohne jede Straße gelandet, Die Leute dort konnten mir mit der Richtung auch nicht wirklich helfen. Die nächsten zwei Tage bin ich auf der "Hauptstraße" geblieben, die allerdings auch eher eine Motorcross-Piste im oberen Schwierigkeitsbereich war. Ich habe dort einige Pickups gesichtet, die stecken geblieben sind, aber meine treue "Little Lady" hat sowohl Sand, Schlamm und knietiefe Pfützen gemeistert. Gefallen bin ich trotzdem einmal und meine Lehmmännchenerscheinung hat bei den Preisverhandlungen bei der Zimmersuche nichts Positives beigetragen. Dafür wurde ich beim Motorrad waschen gefragt, ob sie mich gleich mit abspritzen sollen. Der Grenzübergang zu Laos bestand dann aus einer Holzhütte, der Grenzbeamte musste erst mal in seiner Hängematte aufgeweckt werden.

Im Süden Laos' gibt es 4.000 Inseln im Mekong. Ich bin auf eine der größeren Inseln gefahren und dazu musste mein Motorrad in eines der kleinen Boote verfrachtet werden, aber langsam wird das auch Routine, solange es verladen wird, ist es einfach nur eine Frage der Bezahlung. Probleme bekomme ich, wenn ich irgendwelche steilen Böschungen runterfahren muss, um auf ein schmales Brett zu treffen und dann rechtzeitig auf dem Boot zu halten, ohne hinten wieder runter zu schlittern. Da bin ich zwangsläufig ins Wasser gefallen, aber zum Glück war es so seicht, dass nicht mal meine Gepäckboxen geflutet wurden. Das ist einer meiner Ängste, wer will schon, dass Tagebuch, Filme, Kamera und Sonstiges absäuft.

Die Inseln konnte ich nicht lange genießen, eines Nachts habe ich hohes Fieber bekommen, hab also alles stehen und liegen gelassen und bin zum nächsten Krankenhaus: Denguefieber. Bin also fünf Tage mit Fieber in einer hässlichen Kreisstadt in einem runtergekommenen Hotelzimmer gelegen und habe jeden Backpacker, den ich fand, gefragt, ob er mir Bücher verkaufen kann. Zum Glück habe ich auf der Straße Will getroffen, einen Engländer, mit dem ich zusammen die Motorräder von Kathmandu nach Bangkok geschickt habe. Er ist dann zwei Tage geblieben und hat Krankenpfleger gespielt. Dann bin ich zurück auf meine Insel gefahren und habe noch eine Woche nur damit verbracht, zwischen meiner Hütte und dem Restaurant hin und her zu laufen, es kam mir jedes Mal vor wie ein Gipfelsturm.

Jetzt bin ich wieder voll neuer Pläne und Energie und auf dem Weg in den Norden Laos'.

Grüße,
Katharina